Pfarrer Thorsten Heinrich wechselt Anfang 2025 in die Evangelische Kirchengemeinde Langenhain. Seine halbe Pfarrstelle in Diedenbergen sowie seine halbe Stelle als Motorradseelsorger der beiden Landeskirchen Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck enden.
Seit 13 Jahren teilt er sich die Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Diedenbergen mit seiner Frau. Ebenso lange ist er als Bikerpfarrer im Dienst. Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen, geringerer Kirchensteuereinnahmen sowie fehlendem Pfarrernachwuchs sind in beiden Landeskirchen Kürzungen von Pfarrstellen nötig. Daher fallen diese beiden halben Stellen in Zukunft weg. In Diedenbergen behält Ivonne Heinrich ihre halbe Pfarrstelle, in Langenhain gibt es weiterhin eine Dreiviertel Stelle, die Thorsten Heinrich übernimmt.
Die Kirchengemeinde in Diedenbergen war dem 61-Jährigen bereits durch sein Vikariat bekannt. Das half dem Pfarrerehepaar bei der Entscheidung für den Umzug aus dem Westerwald. Sie teilten die Aufgaben in der Gemeinde untereinander auf. So etwa die Seelsorge für je eine Hälfte des Ortes. Als Schwerpunkt übernahm er den Schulunterricht sowie die Zuständigkeit für die KiTas und die Schulbetreuung. Highlights gab es während seiner Zeit in Diedenbergen zahlreiche. Darunter die vielen Schul-, KiTa- und Familiengottesdienste. Besonders ist für ihn immer das jährliche Krippenspiel an Weihnachten, für das er ein Netzwerk an Mitwirkenden aufgebaut hat. Gerne erinnert er sich an einen Gottesdienst zum Reformationsjubiläum 2017 zurück, wo er als Martin Luther verkleidet Thesen an die Kirchentür schlug. Begeistert schlüpfte er immer wieder in andere Rollen – in den KiTas gerne mal als Nikolaus oder Gaukler. Aufmerksamkeit erregte das Pfarrerehepaar auch, als sie 2020 mit der eigenen Drehorgel musizierend durch den Ort zogen, um trotz des Gottesdienstverbotes Osterfreude zu verbreiten.
„Mir war es immer wichtig, dass ich für die Menschen hier vor Ort da bin. Und zwar nicht nur die Gottesdienstbesucher, sondern auch Leute, die Kirche nur am Rand erleben. Das ist mir glaube ich gut gelungen. Mir wurde jedenfalls von den Leuten hier gesagt, dass ich sie gut wahrgenommen habe“, erzählt Heinrich. Ein besonderes Anliegen war ihm die Asyl- und Flüchtlingsarbeit. „Da steckte ich voll mit drin, habe Möbelspenden organisiert und mit dem Gemeindebus zu den Leuten gebracht. Mit einem Geflüchteten bin ich zu einem Vermieter gefahren, der hundert Leute auf der Bewerberliste hatte, damit er die Wohnung bekommt. Heute ist er Busfahrer und hupt und winkt, wenn er mich sieht“, berichtet Heinrich. „Fernab vom Gottesdienst gab es da besondere Erlebnisse. Feste und gemeinsames Kochen mit vielen jugendlichen Geflüchteten. Oder eine Fahrt zum Eintracht-Stadion“, ergänzt er.
Eine ganz andere Art des Pfarrdienstes ist die Motorradseelsorge. Die Begeisterung für spezielle Motorradgottesdienste wurde bei ihm bereits als 20-Jähriger auf dem Kirchentag in Hannover geweckt. „2.000 Biker:innen haben damals zum Lob Gottes ihre Maschinen angelassen, das war schon sehr beeindruckend“, so Heinrich. Während des Theologiestudiums in Frankfurt trat er der Gruppe christlicher Motorradfahrer bei. „Das hat mein Studium geprägt und begleitet mich seitdem“. Bei seiner Pfarrstelle im Westerwald hat er dann einmal im Jahr einen Gottesdienst für Biker angeboten. Ein besonderes Ereignis als Motorradseelsorger der beiden Landeskirchen war jedes Jahr der Saisonstart mit dem „Anlassen“ der Maschinen in Niedergründau. „Vor Corona war das nicht nur der Gottesdienst, sondern ein Festival mit Bands und Infoständen, das von Sponsoren unterstützt wurde“, erzählt Heinrich.
Eine weitere große Veranstaltung ist die jährliche Gedenkfahrt zum Saisonende mit anschließendem Gottesdienst, wo alle in Hessen tödlich verunglückten Motorradfahrer:innen aus dem Jahr vorgelesen werden. „1.600 Biker:innen sind vom Rebstockgelände bis zur Katharinenkirche in der Frankfurter Innenstadt mitgefahren“, so Heinrich. „Sie wissen, dass ihr Hobby mit Gefahren verbunden ist. Sind dem Tod oft näher und kennen meist Leute, die schon Unfälle hatten. Deshalb sind sie auf der Suche nach Antworten und kommen zu uns. Das sind oft Menschen, die mit der normalen Volkskirche nichts zu tun haben. Für sie ist die Schwelle bei Motorradgottesdiensten niedriger“, berichtet er. Die Veranstaltungen und Gottesdienste organisiert er gemeinsam mit dem Verband Christlicher Motorradfahrer. Die dort Engagierten planen, einen Teil der Veranstaltungen ehrenamtlich fort zu führen. Heinrich merkt man an, dass er die Arbeit als Bikerpfarrer mit viel Leidenschaft ausgeübt hat. Dass es in beiden Landeskirchen zukünftig keine Stelle mehr dafür gibt, findet er sehr bedauerlich. Dennoch freut er sich auf seine neue Aufgabe in Langenhain. Von Vertretungsdiensten kennt er die Gemeinde bereits „Es gefiel mir dort sehr gut und ich hatte vom Bauch her das Gefühl, da passe ich hin“.
Aus der Motorradseelsorge verabschiedet wird Pfarrer Heinrich am 6. Dezember um 18 Uhr. Die Verabschiedung aus der Kirchengemeinde Diedenbergen erfolgt durch Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp am 29. Dezember um 10.30 Uhr. Beide Gottesdienste werden in der Evangelischen Kirche Diedenbergen gefeiert.