Neuer Pfarrer für Schneidhain

Léandre Chevallier © Nora Hechler

Ab 1. Juni ist Léandre Chevallier der neue Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Schneidhain. Ordiniert und in seinen Dienst eingeführt wird er am 29. Juni 2025 um 17.30 Uhr in der Johanniskirche durch Propst Oliver Albrecht.

Sein Theologiestudium absolvierte der 27-jährige Franzose in Montpellier.  Während eines Studienaufenthalts in Leipzig und eines Praktikums in Bad Soden lernte er seine heutige Ehefrau kennen und entschloss, in Deutschland zu bleiben. Nach seinem Vikariat in der St. Georgsgemeinde Steinbach schloss sich ein Spezialvikariat im Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN an. Mit seiner Frau und den gemeinsamen zwei Kindern ist er jetzt in das Schneidhainer Pfarrhaus eingezogen. „Für die Kinder und uns ist es wunderbar, in einem Haus mit Garten zu wohnen. KiTa und Grundschule sind auch direkt nebenan. Das ist sehr praktisch“, erklärt Chevallier.

Als Protestant in Frankreich gehörte er zu einer religiösen Minderheit – nur rund drei Prozent der Französischen Bevölkerung sind evangelisch. Die größte Religionsgemeinschaft ist dort die Römisch-Katholische Kirche. Ein Kirchensteuersystem gibt es nicht. Als evangelischer Pfarrer hätte sein Leben dort daher deutlich anders ausgesehen. „Das macht die Kirche zwar nicht aus, aber es bedeutet sehr begrenzte finanzielle Mittel für die Gemeindearbeit. In Deutschland habe ich bei der Evangelischen Kirche ganz andere Möglichkeiten. Es gibt nicht nur mehr Finanzmittel, sondern auch viel mehr Mitarbeitende und Gebäude. Das Bild von Kirche hier hat mich mit ihrer Vielfalt sehr überrascht, als ich zum Beispiel den ersten Kirchentag besucht habe“, erzählt Chevallier. Generell sei die Mentalität in der Evangelischen Kirche in Frankreich sehr anders. „Das ist keine Volkskirche wie in Deutschland, die immer für die Menschen da ist. Ohne eine Notwendigkeit, dass man sich selbst engagiert. Der größte Unterschied ist aus meiner Sicht, dass die Mitgliedschaft in der Kirche in Frankreich etwas Anderes bedeutet.  Man ist dort nicht Mitglied, indem man zahlt. Sondern indem man sich anmeldet oder engagiert“, so Chevallier. „Dort habe ich die Chance, erst zu schauen, wer ich in der Kirche sein möchte, bevor ich überlege, wie ich sie unterstützen kann“, ergänzt er.

Sein Wunsch, Pfarrer zu werden, entstand erst während des Studiums. „Ich hatte das Gefühl, ich will etwas für die Kirche und Gott tun. Und die Beschäftigung mit Literatur war mir wichtig. Das war im Gymnasium schon mein Schwerpunkt“, so Chevallier. „Dann habe ich gemerkt, wie gut es mir tut, unter Menschen zu sein. Außerdem haben viele Freunde mir gesagt, dass ich gut über Religion sprechen kann mit Menschen, die nicht in der Kirche sind. Das war auch ein Zeichen für mich“, ergänzt er. Er habe es schließlich kaum erwarten können, endlich mit der Praxis in der Gemeinde zu beginnen. „Wir haben im Studium viel gelernt und uns miteinander über biblische Texte ausgetauscht. Immer wieder die Perspektiven gewechselt. Aber die Reflektion mit dem, was im Gemeindeleben passiert, ist so bedeutend. Die Begegnungen mit Menschen und die Resonanz in der Realität“, erklärt Chevallier. „Das ist sehr wichtig, glaube ich. Verbunden mit den Fragen: »Bin ich hörbar? Kann man mich überhaupt verstehen mit dem Thema Glauben und Kirche? Oder bin ich zu hochtheologisch?« Seine eigene Haltung und Sprache anzupassen ist eine Daueraufgabe. Das spüre ich immer wieder in Begegnungen“, so Chevallier. „Auch wie man sich als Gemeinde gut darstellen kann, damit alle sich wahrgenommen fühlen und wissen, dass sie alle einen Platz dort haben“, ergänzt er.

Am Glücklichsten sei er, wenn er außerdem etwas Neues ausprobieren könne. „Ich bin ein sehr kreativer Mensch und habe dann besonders viel Energie. Das ist auch im Pfarramt so, wenn ich neue Formate ausprobiere. Zum Beispiel alles, was eine feierliche Tonart hat – das stärkt mich und andere. Es ist kein Zufall, dass Jesus mit den Menschen an einem Tisch gesessen und mit ihnen gegessen hat. Da steckt viel Leben drin. So etwas könnte ich mir in der Gemeinde vorstellen.  Aber erst schaue ich in Schneidhain erst einmal, was es für Bedürfnisse gibt“, erzählt Chevallier. Um mehr Zeit für seine Familie zu haben, hat er sich nur für eine halbe Pfarrstelle entschieden. Daher wird er seine Aufgaben in der Gemeinde gut einteilen müssen.