Die 52-Jährige war zuvor lange als Juristin tätig, wollte aber bereits als junges Mädchen Pfarrerin werden. Nachdem der Master-Studiengang der Theologie für Quereinsteiger in Marburg eingerichtet wurde, erfüllte sie sich diesen Wunsch. Das Studium absolvierte sie neben ihrem Beruf. Danach folgte das Vikariat in Frankfurt-Nied. Ihre erste Pfarrstelle tritt sie nun in Kriftel an. Wohnen wird sie mit der Familie weiterhin in Hofheim.
Cahn von Seelens Lebenslauf ist durch verschiedene Nationalitäten, Auslandsaufenthalte, unzählige Begegnungen und immer wieder wechselnde Perspektiven geprägt. Begleitet hat sie dabei immer ihr Glaube. Als Deutsch-Britin wächst sie zuerst in London und dann in Bad Homburg auf, arbeitet dann erst in Deutschland, später in London. Es folgt u.a. ein längerer Auslandsaufenthalt mit ihrer Familie in Prag. Dort engagierte sie sich in der Leitung der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde, absolvierte dann eine Ausbildung bei der EKD zur Auslands-Prädikantin. „Für mich hat sich der Weg zum Pfarrberuf wie ein wunderbarer Fluss abgezeichnet. Vor allem haben andere Menschen die Fähigkeiten dazu in mir gesehen, haben mich gefördert. Schließlich hat Gott mir den Studiengang als Geschenk vor die Füße gelegt und ich habe es aufgehoben“, erzählt Cahn von Seelen. „Meinen juristischen Werdegang hatte ich bereits so gestaltet, dass es immer mehr auf Gespräche und weniger auf Regelungen ankam. Denn Menschen befrieden sich gegenseitig. Ich habe in so vielen Begegnungen gesehen, wie sich Situationen wandeln“, ergänzt sie.
Am Pfarrberuf reize sie das viele Bunte. Die Menschen in ihren vielen verschiedenen Lebenssituationen zu begleiten. „Ganz besonders am Herzen liegt mir die Seelsorge, die ich schon in Prag und während der Pandemie viel gemacht habe. Und selbstverständlich das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten", berichtet sie. Sie freue sich darauf, auch neue Formen des Gottesdienstes auszuprobieren. Und als Netzwerkerin in der Kommune anzuknüpfen und das geistliche Licht in die Welt hinaus zu tragen. „Aus meinem vorigen Leben habe ich ein Bündel an Kompetenzen in Bereichen wie Struktur, Leitung und Organisation. Ich bin sehr sprachfähig und kann im Prozess 'ekhn2030' meine Erfahrungen aus Veränderungsprozessen gut einbringen“, so Cahn von Seelen. Ihr durch das Leben in verschiedenen Ländern geprägter Außenblick sei ebenso oft von Vorteil.
Die Stadtnähe mit gleichzeitig sehr dörflicher und vereinsnaher Struktur in Kriftel passe sehr gut zu ihr. „Hier wohnen viele, die auch international agieren. Gleichzeitig gibt es eine volkskirchliche Prägung. Das gefällt mir sehr gut. Kirche von Menschen für Menschen – das entspricht meiner Theologie. Teamarbeit ist mir sehr wichtig“, betont sie. Die Kirchengemeinde freue sich nach mehr als einem Jahr Vakanz sehr auf die neue Pfarrerin und habe sie sehr herzlich und offen empfangen.