Statistisch gesehen trifft das alleine in Eschborn auf 1.700 Erwachsene zu – also jeden achten. Im aktuellen Kurs sind laut Birke nur Menschen, die keine Muttersprachler sind. Sie sind oftmals schon lange in Deutschland, sprechen die Sprache fließend, aber haben noch Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung und dem Lesen von Texten. „Ich habe in den Kursen häufig Teilnehmende aus der Pflege oder dem handwerklichen Bereich. Manche sind auch hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, aber haben trotzdem nicht richtig Lesen und Schreiben gelernt. Meist entscheiden sie sich erst dafür, etwas dagegen zu unternehmen, wenn sie 60 Jahre oder älter und beruflich nicht mehr so eingebunden sind“, erzählt Birke. Sie ist seit 16 Jahren als Deutschlehrerin im Mehrgenerationenhaus Eschborn tätig.
Schwierig sei es generell, Betroffene mit diesem Angebot zu erreichen. „Es ist natürlich auch mit einer gewissen Scham verbunden. Aber bei uns in den Lerngruppen sind sie ja nicht alleine mit diesem Problem. Daher können wir sie nur dazu ermuntern, sich bei uns zu melden. Und an alle Mitmenschen appellieren, diese Möglichkeit an Betroffene weiter zu tragen“, betont Birke.
Durch die Teilnahme am Kurs entstehe auch eine soziale Vernetzung untereinander, die allen einen großen persönlichen Mehrwert bringe. „Sie geben sich Ratschläge für den Alltag und tauschen sich zu allen möglichen Fragen miteinander aus“, berichtet Birke. „Ich beginne den Unterricht auch gerne mit Themen aus dem Alltag, zu denen alle einen Bezug haben. Wie etwa Ernährung, Einkaufen und Kochen. Vom Lernen der Lebensmittelbegriffe geht es dann dazu über, dass sie zum Beispiel ihre Lieblingsrezepte aufschreiben sollen. Die tauschen sie danach miteinander aus und kommen ins Gespräch“, so Birke. „Inzwischen sind wir auf einem ganz anderen Lernniveau angekommen und lesen Bücher in einfacher Sprache. Das können Krimis sein oder ein Buch über Anne Franks Leben. Darüber diskutieren wir miteinander und es macht sehr großen Spaß, diese Fortschritte der Teilnehmende zu erleben“, erzählt sie. „Der Lernerfolg im Kurs steigert außerdem ihr Selbstvertrauen und sie gehen ganz anders mit sich um im täglichen Leben. Ganz im Sinne des Gedankens des Mehrgenerationenhauses trauen sie sich auch, anzudocken und andere Angebote hier zu besuchen. Das führt wiederum zu einer besseren Vernetzung mit anderen“, ergänzt Birke.
Der Lese-Rechtschreib-Treff findet immer dienstags 14.30-16.00 Uhr und donnerstags 8.30-10.00 Uhr statt. Interessierte können sich an Petra Birke wenden unter petra.birke@yahoo.de oder 06173 939192.